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Der Großteil der Gäste bei Petes an diesem Abend umlagerte die Bar im vorderen Teil, die lauten Stimmen lagen im Wettstreit mit einem lärmenden Hockeyspiel im Satellitenfernsehen, und aus der Musikbox neben der Toilettentür und dem Durchgang zum Hinterzimmer plärrte ein alter Song der Eagles. Alex und Jenna saßen sich an einem der Tische in der Mitte der Kneipe gegenüber. Sie hatten ihr Abendessen schon vor einer Weile beendet und teilten sich nun ein Stück von Petes hausgemachtem Apfelkuchen. Dazu tranken sie ihre Biere aus, sie waren schon abgestanden. In der letzten Stunde hatte Jenna öfters gegähnt und auf die Uhr gesehen, aber Alex wusste, dass ihre Freundin zu höflich war, sie hier allein sitzen zu lassen. Selbstsüchtig wollte Alex ihren Besuch länger hinauszögern. Sie hatte auf dem Kuchen und einem letzten Bier bestanden, hatte sogar ein paar Vierteldollars in die Musikbox geworfen, nur damit sie sagen konnte, dass sie noch auf ihr Lied warten wolle, bevor sie gingen.

Alles nur, um noch nicht in ihr leeres Haus zurückgehen zu müssen.

Sie vermisste ihren Vater mehr denn je. Er war so lange ihr bester Freund und Vertrauter gewesen. Ihr starker, liebevoller Beschützer, als ihre Welt in einem Albtraum der Gewalt untergegangen war. Er wäre der Einzige gewesen, der die unaussprechlichen Ängste verstehen würde, die jetzt in ihr tobten. Er wäre der Einzige gewesen, an den sie sich hätte wenden können, der Einzige, der ihr sagen konnte, dass alles wieder gut würde, und sie fast davon überzeugte, dass er das tatsächlich glaubte.

Jetzt war sie, abgesehen von ihrem Hund, alleine, und sie hatte Angst.

Sie wurde fast überwältigt vom Drang, ihre Zelte abzubrechen und wegzulaufen vor dem, was sie an diesem schrecklichen Tag bei der Ansiedlung der Toms gesehen hatte. Aber wohin? Wenn ihre Flucht von Florida nach Alaska nicht weit genug gewesen war, um den Monstern zu entkommen, die in ihren Erinnerungen lauerten, wohin sollte sie jetzt noch fliehen?

„Willst du den ganzen Abend weiter mit deiner Gabel rumspielen, oder willst du was von diesem Kuchen?“ Jenna trank den Rest ihres Bieres aus und stellte die Flasche hörbar auf dem rauen Holztisch ab. „Du wolltest doch Nachtisch, und jetzt esse ich ihn dir weg.“

„Tut mir leid“, murmelte Alex und legte ihre Gabel hin. „Da waren die Augen wohl wieder größer als der Magen.“

„Alles okay mit dir, Alex? Wenn du darüber reden möchtest, was gestern bei der Versammlung war oder bei den Toms draußen...“

„Nein. Ich will nicht darüber reden. Was gibt es da schon zu sagen? Es kommt doch ständig vor, dass guten Leuten schreckliche Dinge passieren.“

„Stimmt“, sagte Jenna leise, und ihre Augen verdüsterten sich unter dem Schein der Blechlampe über ihnen. „Hör mal, ich war heute Nachmittag eine Weile bei Zach draußen. Anscheinend haben die Jungs von der Staatspolizei in Fairbanks gerade alle Hände voll zu tun, aber in ein paar Tagen schicken sie eine Einheit zu uns raus. Inzwischen haben sie eine Videoaufnahme des Tatortes entdeckt, ausgerechnet im Internet. Anscheinend ist irgend so ein Arschloch mit einem Fotohandy da rausgegangen, kurz nachdem du draußen warst, und hat das Video dann auf eine illegale Website hochgeladen, die für echtes Splattermaterial angeblich hundert Mäuse zahlt.“

Alex beugte sich in ihrem Stuhl vor, ihre Aufmerksamkeit war schlagartig geweckt, als sie die Bestätigung dafür hörte, was Kade ihr draußen bei der Ansiedlung der Toms gesagt hatte. „Weiß man denn, wer es war?“

Jenna verdrehte die Augen in Richtung Hinterzimmer, wo ein paar Mitglieder der hiesigen Kifferszene Darts spielten.

„Skeeter Arnold.“ Alex war nicht überrascht, dass der chronisch arbeitslose Nichtstuer, den man nie ohne Bierflasche und Kippe sah, so wenig Respekt vor den Toten hatte, dass er sie für ein paar Dollar verkaufte. „So ein Arschloch.

Und dabei waren er und Teddy Toms eine ganze Weile lang Kumpels, bevor ...“

Sie konnte den Satz nicht beenden; der Schmerz war immer noch zu frisch.

Jenna nickte. „Skeeter hat so eine Art, sich an Jungs ranzumachen, die er manipulieren kann. Er ist ein Junkie und ein Versager. Ich liege Zach seit über einem Jahr in den Ohren, dass der Typ garantiert Drogen und Alkohol an unsere nicht-trinkende Inuitbevölkerung vertickt. Bloß müssen die Cops ja dummerweise konkrete Beweise haben, bevor sie jemanden verhaften und anklagen können, und Zach erinnert mich ständig daran, dass ich gegen Skeeter Arnold außer einem bloßen Verdacht nichts in der Hand habe.“

Alex beobachtete ihre Freundin, sah die Hartnäckigkeit in Jennas Augen aufblitzen. „Es fehlt dir, nicht? Ein Cop zu sein, meine ich.“

„Nö.“ Jenna dachte mit gerunzelter Stirn darüber nach, dann schüttelte sie entschieden den Kopf. „Ich könnte den Job gar nicht mehr machen. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, die Tragödien oder die angerichtete Scheiße anderer Leute wegzuräumen. Außerdem müsste ich mich bei jedem Verkehrsunfall fragen, wem ich das Herz breche, sobald ich Meldung mache.

Ich hab nicht mehr die Nerven für Polizeiarbeit.“

Alex streckte den Arm aus und drückte ihrer Freundin sanft und verständnisvoll die Hand. „Für mich bist du jedenfalls eine tolle Polizistin, und zwar genau deshalb, weil dir die Leute so am Herzen liegen. Für dich war es nie einfach nur ein Job, und das hat man gespürt. Wir brauchen mehr Leute wie dich, die auf uns aufpassen. Ich denke immer wieder, dass du vielleicht eines Tages wieder anfängst.“

„Nein“, antwortete sie, und durch die Berührung ihrer Hände wusste Alex instinktiv, dass es Jenna ernst war. „Als ich Mitch und Libby verloren habe, habe ich auch meinen Biss verloren. Ist dir klar, dass es Ende der Woche schon vier Jahre sind?“

„Ach Jen.“

Alex erinnerte sich nur allzu gut an die Novembernacht, in der Jennas Mann, der Polizist, und ihre kleine Tochter ums Leben gekommen waren. Die Familie war auf der Heimfahrt von einem Galadinner in Galena gewesen, als sie in einen heftigen Schneesturm geriet und ihr Chevrolet Blazer auf die Gegenfahrbahn gedrückt wurde. Der Sattelschlepper, der ihn erfasste, zog einen voll beladenen, überlangen Anhänger - fünf Tonnen Holz auf dem Weg zum US-amerikanischen Kernland.

Mitch, der den Blazer gefahren hatte, war sofort tot gewesen. Libby hatte noch zwei Tage im Krankenhaus durchgehalten, schwer verletzt und künstlich am Leben gehalten, dann hatte ihr kleiner Körper einfach aufgegeben. Und Jenna hatte anderthalb Monate lang im Koma gelegen, nur um beim Erwachen die schreckliche Nachricht zu bekommen, dass Mitch und Libby tot waren.

„Alle sagen, dass der Schmerz mit der Zeit nachlässt. Dass ich mir Zeit lassen muss und mich dann irgendwann mit glücklichen Erinnerungen trösten kann, statt dem Verlorenen nachzutrauern.“ Mit einem Seufzer zog Jenna ihre Hand unter Alex' Hand hervor und zupfte am Etikett ihrer leeren Bierflasche herum.

„Es ist vier Jahre her, Alex. Sollte ich es inzwischen nicht schon irgendwie überwunden haben?“

„Überwunden haben“, schnaubte Alex. „Da fragst du die Falsche. Dad ist erst sechs Monate tot, aber ich glaube, ich werde nie die Hoffnung aufgeben, dass er irgendwann wieder zur Tür hereinkommt. Das ist mit ein Grund dafür, warum ich denke, dass ich vielleicht...“

Jenna starrte sie an, als der Satz unbeendet verhallte. „Dass du vielleicht was?“

Alex zuckte die Schultern. „Ich hab mir in letzter Zeit Gedanken gemacht, ob es nicht besser wäre, das Haus zu verkaufen und weiterzuziehen.“

„Weiterziehen? Soll das heißen, du willst aus Harmony wegziehen?“

„Wegziehen aus Alaska, Jen.“ Und hoffentlich all den Tod hinter sich lassen, der ihr überallhin zu folgen schien, bevor er sie ein weiteres Mal einholen konnte. „Ich denke einfach, vielleicht sollte ich irgendwo einen neuen Anfang machen, das ist alles.“

Sie konnte Jennas Miene nicht deuten, irgendetwas zwischen Kummer und Neid. Bevor ihre äußerst überzeugende Freundin eine Gegenoffensive starten und ihr klarmachen konnte, warum Alex gefälligst hierzubleiben hatte, erscholl von der Bar ein begeistertes Brüllen aus Männerkehlen.

„Was ist da drüben los?“, fragte Alex, die mit dem Rücken zu dem Krawall saß.

„Hat Big Daves Team gewonnen, oder was?“

„Keine Ahnung, aber er und seine Gang scharen sich gerade wie verrückt um die Bar.“ Jenna sah sie wieder an und stieß einen leisen Fluch aus. „Du bist meine beste Freundin, Alex, und du weißt, dass ich bei meinen Freunden verdammt wählerisch bin. Du kannst nicht über einem halb gegessenen Stück Kuchen mitten in einer Hockeynacht in Petes Kneipe sitzen und einfach so eine Bombe platzen lassen, dass du darüber nachdenkst, von hier wegzuziehen. Seit wann? Und warum hast du mir nie was davon gesagt?

Ich dachte, wir sind Freundinnen und erzählen uns alles.“

Nicht alles, gab Alex stumm zu. Sie hatte Dinge gespürt und gesehen, die sie anderen nicht erzählen konnte, ohne sofort als psychisch labil oder definitiv gestört zu gelten. Jenna wusste nicht einmal, dass Alex' Mom und ihr kleiner Bruder ermordet worden waren, ganz zu schweigen davon, wie.

Abgeschlachtet.

Angefallen von Kreaturen, die dem schlimmsten Albtraum entstiegen waren.

Als Alex und ihr Vater ihre Reise nach Alaska angetreten hatten, um ihr Leben ohne die andere, fehlende Hälfte ihrer Familie zu beginnen, hatten sie sich eine glaubwürdigere Geschichte zurechtgelegt. Jedem, der fragte, hatten sie erzählt, dass ein alkoholisierter Fahrer unten in Florida Alex' Mutter und ihren kleinen Bruder auf dem Gewissen hätte. Sie seien auf der Stelle tot gewesen.

Schnell und schmerzlos gestorben.

Nichts hätte der Wahrheit ferner sein können.

Alex hatte sich schuldig gefühlt, diese Lüge zu verbreiten, besonders Jenna gegenüber, aber sie hatte sich damit getröstet, dass sie ihre Freundin nur schützte. Niemand würde den Horror wissen wollen, den Alex und ihr Vater mit angesehen hatten und dem sie nur knapp entkommen waren. Niemand würde denken wollen, dass etwas so abgrundtief Böses und Schreckliches -

etwas so Blutgieriges und Brutales - wirklich auf dieser Welt existieren konnte.

Sie sagte sich, dass sie ihre Freundin immer noch davon abschirmte, so wie damals Alex' Vater versucht hatte, sie zu schützen.

„Ich denke nur darüber nach, das ist alles“, murmelte sie und trank den letzten Schluck ihres schalen Biers aus.

Kaum hatte sie die Flasche abgestellt, als eine platinblonde Kellnerin mit zwei frischen Bieren zu ihnen herüberkam. Die hellrosa Strähne in ihrem gebleichten Haar hatte den gleichen grellen Farbton wie ihr Lippenstift, wie Alex bemerkte, als die junge Frau sich herunterbeugte und die gekühlten Flaschen auf dem Tisch abstellte.

Alex schüttelte den Kopf. „Warte mal, Annabeth. Wir haben schon bezahlt, und die haben wir nicht bestellt.“

„Ich weiß“, sagte sie und zeigte mit dem Daumen über die Schulter in Richtung Bar. „Da draußen hat eben einer eine Lokalrunde geschmissen.“

Jenna stöhnte. „Wenn das Big Dave war, verzichte ich dankend.“

„Der war's nicht“, sagte Annabeth mit einem breiten Grinsen, und ihr ganzes Gesicht strahlte auf. „Den Typen hab ich noch nie gesehen - groß, kurze schwarze Haare, Wahnsinnsaugen -absolut oberscharf.“

Jetzt war es Alex, die stöhnte. Sie wusste, dass es Kade sein musste, noch bevor sie sich auf dem Stuhl umdrehte und einen suchenden Blick über die kleine Gruppe von Männern schweifen ließ, die die Bar umlagerten. Er überragte die anderen, sein seidiger, dunkler Kopf mitten im Pulk.

„Ist doch unglaublich“, murmelte sie, als die Kellnerin den Tisch verließ.

„Kennst du den?“, fragte Jenna.

„Das ist der Typ, den ich gestern Abend hinten in der Kirche gesehen habe. Er heißt Kade. Heute auf meiner Liefertour habe ich ihn wiedergesehen, draußen bei der Ansiedlung der Toms.“

Jenna runzelte die Stirn. „Was zum Teufel hat er da draußen gemacht?“

„Bin mir nicht ganz sicher. Ich habe ihn im Haus des alten Toms gefunden, er sah aus, als wäre er eben erst aus dem Bett gekrochen, und das am helllichten Nachmittag. Und er ist verdammt gut bewaffnet - großkalibriges Jagdgewehr, Messer, Pistolen und Munition für Großwild. Ich glaube, er will uns bei unserem angeblichen Wolfproblem helfen.“

„Kein Wunder, dass Big Dave ihn ins Herz geschlossen hat“, bemerkte Jenna trocken. „Also, ich schaffe nicht noch ein Bier, auch nicht, wenn's umsonst ist.

Ich bin reif für die Falle. Ich muss noch bei Zach vorbei und ihm ein paar Akten vorbeibringen, um die er mich gebeten hat, und dann muss ich wirklich nach Hause.“

Alex nickte und versuchte, nicht daran zu denken, dass Kade mit ihr im selben Raum war oder wie seltsam sich ihr Puls bei dem Gedanken beschleunigte.

Jenna stand auf und zog ihren langen Daunenmantel von einem Haken an der Wand. „Und du? Soll ich dich heimfahren?“

„Nein danke.“ Obwohl es so spät und Petes Kneipe mit Kades Anwesenheit plötzlich so voll geworden war, war es hier immer noch besser als das, was sie zu Hause erwartete. „Geh nur, mach dir wegen mir keine Sorgen. Ich esse den Kuchen auf und trinke vielleicht noch eine Tasse Kaffee dazu. Außerdem gehe ich die zwei Straßen lieber zu Fuß. Die frische Luft wird mir guttun.“

„Okay, wenn du meinst.“ Als sie nickte, nahm Jenna sie kurz in den Arm.

„Kein Wort mehr von wegen wegziehen, okay? Nicht, ohne zuerst mit mir zu reden. Verstanden?“

Alex' Lächeln wollte ihr nicht so recht gelingen. „Verstanden.“

Sie sah ihrer Freundin nach, die sich ihren Weg durch die Kneipe bahnte. Die ehemalige Polizistin konnte nicht widerstehen, dem Neuankömmling in der Stadt einen abwägenden Seitenblick zuzuwerfen. Dann hörte Alex über dem Kneipenlärm das blecherne Scheppern der alten Kuhglocke am Eingang, als Jenna die Tür hinter sich zuzog.

Alex senkte die Gabel in den Kuchen, hielt aber in der Luft inne, statt sie zum Mund zu führen. Was zur Hölle tat sie da eigentlich? Sie war schon pappsatt, und das Allerletzte, was sie brauchte, war eine Tasse von Petes Kaffee, der wie Rohöl schmeckte und sie die ganze Nacht wachhalten würde, wenn sie sich denn endlich zum Heimgehen aufgerafft hätte.

Gott, sie stellte sich einfach unmöglich an. Was sie wirklich tun sollte, war heimzugehen und Luna zu füttern, bevor der Hund ihr noch das ganze Haus auf den Kopf stellte, weil sie ihn den ganzen Abend allein gelassen hatte, und dann zu versuchen, zur Abwechslung mal eine Runde zu schlafen. Über alles andere konnte sie sich auch am Morgen noch Gedanken machen, wenn ihr Kopf klarer war. Zumindest hoffte sie, dass die Dinge dann mehr Sinn ergeben würden. Denn eigentlich konnte jetzt nichts mehr passieren, um sie noch weiter aus der Bahn zu werfen.

Sobald sie aufstand und in ihren Anorak schlüpfte, spürte Alex, wie die beiden Biere sich bemerkbar machten. Na toll. Um Petes einzige Toilette zu benutzen, musste sie direkt an der Bar vorbei - und an Kade. Sie dachte daran, sich das Pinkeln einfach zu verkneifen, aber die zwei Straßen von der Kneipe zu ihrem Haus würden in der eisigen Kälte die reinste Folter werden. Das konnte sprichwörtlich in die Hose gehen.

Was machte es schon aus, wenn Kade sie hier sah? Sie brauchte ja weiß Gott nicht mit ihm zu reden. Nicht mal anschauen musste sie ihn.

Ja, brillanter Plan. Zu dumm, dass er sich erledigt hatte, sobald sie zwei Schritte von ihrem Tisch weggegangen war.

Sie spürte, wie Kades Quecksilberaugen durch die Menge schnitten und sie einkreisten wie doppelte Laserstrahlen, und genauso fuhr sein Blick durch all ihre Nervenenden - heiß, elektrisch. Alex versuchte, die seltsame Wirkung zu ignorieren, die er auf sie hatte - was etwas einfacher wurde, als sie Big Daves Reibeisenstimme aus der Menge heraushörte, der mit seinen neuesten Jagderfolgen protzte. Und Kade lächelte und nickte, als wären sie die besten Kumpels.

Vierundzwanzig Stunden in der Stadt, und schon einer der hiesigen Jungs, na toll.

Angewidert ging Alex weiter, an der Musikbox vorbei auf die Toilette zu. Mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung sah sie, dass sie unbesetzt war. Sie ging sofort hinein und erledigte ihr Geschäft und verdrehte die Augen, als auf der anderen Seite der verschlossenen Tür erneut Gejohle und Gelächter aufbrandeten. Erst als sie sich am Waschbecken die Hände wusch, sah sie zufällig in den Spiegel. Ein müdes, abgespanntes Spiegelbild starrte sie an.

„Ach du Scheiße“, flüsterte sie. Hätte sie sich doch wenigstens die Zeit genommen, etwas Mascara aufzutragen, bevor sie heute Abend das Haus verlassen hatte. Und vielleicht eine Bürste durch ihren windzerzausten Haarmopp gezogen.

Sie machte einen vergeblichen Versuch, einige verirrte blonde Strähnen zu glätten, aber viel nützte es nicht. Kein Wunder, dass Kade sie so angestarrt hatte. Sie sah aus wie eine wandelnde Medusa, die schon seit einer Woche kein Auge mehr zugetan hatte - was ja eigentlich auch stimmte.

Hatte sie schon so schlecht ausgesehen, als sie ihn heute Nachmittag gesehen hatte? Sie hoffte nicht. Sie hoffte, er hatte nicht gedacht...

„Um Gottes willen! Warum solltest du einen Scheiß draufgeben, was der von dir denkt, hä?“, sagte sie zu dem hoffnungslosen Gesicht im Spiegel. „Dieser Typ da draußen ist der Allerletzte, den du beeindrucken musst.“

Alex nahm ihren eigenen Ratschlag mit einem Nicken entgegen und fragte sich gleichzeitig, ob die Geschehnisse der letzten Zeit sie über irgendeine unsichtbare Grenze gestoßen hatten, wo es plötzlich normal war, Gespräche mit dem eigenen Spiegelbild zu führen. Schlimm genug, dass sie sich mit Luna unterhielt, als verstände der Wolfshund jedes Wort; aber das hier ging jetzt doch etwas zu weit.

Mit einem tiefen Atemzug klemmte sich Alex ihr widerspenstiges Haar hinter die Ohren, öffnete die Toilettentür und trat hinaus.

“Alles okay da drin?“

Kade. Oh Gott!

Er stand an die Musikbox gelehnt, die, wie sie bemerkte, jetzt endlich das Lied spielte, das sie vor fast einer Stunde ausgesucht hatte. Er grinste sie an, Belustigung umspielte seine Mundwinkel und blitzte im blassen Silber seiner Augen. Hatte er womöglich gehört, wie sie sich eben ausgeschimpft hatte, und das ausgerechnet zum Soundtrack von My Favourite Mistake  von Sheryl Crow?

„Wie ich sehe, haben Sie in Harmony schon Freunde gefunden.“

Er grunzte und sah beiläufig zu dem Pulk von Männern hinüber, die immer noch ihre Freibiere kippten, dann wandte er ihr wieder seine ganze Aufmerksamkeit zu. „Big Dave und ein paar andere wollen das Wolfsrudel aufspüren, das neulich hier in der Gegend gesichtet wurde. Sie haben mich gebeten mitzukommen.“

Alex schnaubte. „Gratuliere. Da werden Sie hier ja jede Menge Spaß haben.“

Als sie sich an ihm vorbeidrängen wollte, sagte er: „Ich habe heute Abend auch erfahren, dass es letzten Winter draußen in der Wildnis einen verdächtigen Todesfall gab. Ein Inuit, der allein in einer Hütte zehn Meilen nordwestlich von Harmony lebte. Big Dave scheint zu denken, dass das ebenfalls Wölfe waren.“

Alex drehte sich wieder zu ihm um und schüttelte den Kopf. „Meinen Sie Henry Tulak? Der war Alkoholiker und ein wenig verrückt. Wahrscheinlich hat er irgendwelche Dummheiten gemacht und ist erfroren.“

Kade zuckte mit den muskulösen Schultern. „Big Dave und die anderen sagen, dass nichts bewiesen werden konnte, weil Tulaks Leiche erst bei der Schneeschmelze im Frühling entdeckt wurde. Da waren nur noch ein paar Knochen von ihm übrig.“

„Und wenn Sie wirklich eine Weile in Alaska gelebt hätten, wie Sie behaupten, dann wüssten Sie auch, dass im Busch nichts lange liegen bleibt. Was nicht verrottet, holen sich die Aasfresser. Das heißt noch lange nicht, dass der Mann von Wölfen getötet wurde.“

„Vielleicht nicht“, sagte Kade. „Aber wie man hört, hat Tulak, als man ihn zuletzt lebend gesehen hat, von einem Wolfsrudel erzählt, das um sein Haus herumschlich. Er sagte, er hätte das Gefühl, dass sie ihn im Blick haben und nur auf eine Chance warten, um zuzuschlagen.“

Es frustrierte Alex gewaltig, wie hartnäckig solcher Blödsinn sich bei den Leuten hielt, und besonders Kade hatte sie eigentlich für schlauer gehalten als Big Dave Grant und seine debilen Kumpels. „Big Dave erzählt einem das Blaue vom Himmel herunter, um die Leute aufzustacheln. Der ist einfach so. An Ihrer Stelle würde ich nicht allzu sehr für bare Münze nehmen, was er sagt.“

„Ich bin hier, um Informationen zu sammeln, Alex. Und momentan ist Big Dave am mitteilsamsten. Alle anderen in dieser Stadt speisen mich mit ausweichenden Antworten und Halbwahrheiten ab, und die interessieren mich nicht.“

Okay, jetzt war sie wirklich sauer. Ihr internes Barometer stieg von Frustration auf Wut und brannte dann ganz durch. „Warum sind Sie wirklich hier? Von wegen ausweichende Antworten und Halbwahrheiten! Schauen Sie sich doch an. Sie tauchen einfach hier auf, keiner kennt Sie, keiner weiß, woher Sie kommen ...“

„Ich hab's Ihnen doch gesagt, nördlich von Fairbanks. Aber momentan aus Boston, wenn wir jetzt anfangen, Klartext miteinander zu reden.“

Also war er gar nicht aus Alaska, war einfach von außerhalb eingeflogen. Kein Wunder. Sie war kein bisschen überrascht. So beiläufig sie konnte, legte sie ihm die Hand auf den Unterarm und beugte sich zu ihm, wie ein Cop, der einen unkooperativen Zeugen vernimmt. „Wie sind Sie nach Harmony gekommen, wo doch wegen des schlechten Wetters seit Tagen alles dicht ist?

Und wo wir schon dabei sind, wie sind Sie gestern Abend nach der Versammlung zu den Toms rausgekommen?“

„Zu Fuß. Natürlich mit Schneeschuhen.“

„Zu Fuß. Über vierzig Meilen mitten in der Nacht.“ Alex lachte auf, aber ohne jede Belustigung. Sie lauschte auf das Prickeln ihrer Instinkte, als sie ihre Hand weiter auf seinem Arm ruhen ließ, wartete darauf, dass ihre innere Stimme ihr sagte, ob er vertrauenswürdig war. Aber da war nichts. Er war so durchsichtig wie Glas, unlesbar. Aber das hieß nicht, dass sie sich von ihm verarschen lassen musste. „So ein Blödsinn. Sie stehen da und beschuldigen mich, Sie anzulügen, wo Sie selbst mir gar nichts über sich erzählt haben, außer dass Sie Kade heißen und ein Prämienjäger sind, der an einem unschuldigen Wolfsrudel abkassieren will.“

Er schüttelte fast unmerklich den Kopf. „Ich habe nie gesagt, dass ich hergekommen bin, um Wölfe zu jagen, für Geld oder sonst wie. Das ist Ihre Vermutung. Und Sie irren sich.“

„Okay, dann gebe ich auf. Was tun Sie hier, und warum haben Sie dieses riesige Waffenarsenal dabei? Was genau suchen Sie hier, Kade aus nördlich von Fairbanks, der extra aus Boston hergekommen ist, um hier keine Wölfe zu jagen?“

 “Das habe ich Ihnen heute Nachmittag schon gesagt. Ich will Antworten. Ich muss die Wahrheit haben - die ganze Wahrheit, was mit Ihren Freunden geschehen ist. Ich glaube, Sie können mir dabei helfen, Alex. Ich glaube, Sie sind die Einzige hier, die das kann.“

Er sah auf ihre Hand hinunter, die immer noch auf seinem Arm lag. Abrupt zog Alex sie weg. Seine tiefe Stimme vibrierte in ihr, seine Worte gaben ihr das Gefühl, dass sie ihm vielleicht tatsächlich vertrauen konnte, ob ihre Instinkte das bestätigten oder nicht.

Sie wollte ihn nicht mögen, verdammt. Sie wollte ihm nicht vertrauen und kein Wort glauben, jetzt, wo ihr Herz raste und all ihre Instinkte ihr zuschrien, die Beine in die Hand zu nehmen und abzuhauen. Wegzulaufen, bevor sie noch den Fehler machte, diesen Mann in ihre Privathölle einzulassen, wo sie doch gar nichts über ihn wusste.

“Was für eine Nummer versuchen Sie hier abzuziehen?“, fragte sie leise, und wünschte sich die Kraft, einfach wegzugehen und ihn stehen zu lassen - aber ihre Neugier war stärker. „Was für ein Spiel spielen Sie hier?“

„Ich weiß nicht, was Sie meinen“, sagte er, der Eindringlichkeit seines Blicks zum Trotz, der besagte, dass es nicht viel gab, das seinem scharfen Intellekt entging. „Was denken Sie denn, was für ein Spiel ich spiele?“

Alex starrte zurück und versuchte, all die Dinge in seinen Augen zu lesen, die er. ihr nicht erzählen wollte oder konnte. „Sie sagen mir, dass Sie kein Wolfsjäger sind, aber Sie lassen Big Dave und die anderen Männer im Glauben, dass Sie einer sind. Sie sagen mir, dass Sie Informationen von mir wollen, aber verraten nichts von sich. Sie sind entweder einer von den guten Jungs, oder Sie sind es nicht. Also, Kade, was sind Sie?“

Ein seltsamer Ausdruck flackerte über sein Gesicht. „Sehen in

Sie alles so einfach? Gut oder böse, schwarz oder weiß? Kann für Sie jeder nur entweder gut oder böse sein?“

„Ja.“ Sie hatte noch nie genauer darüber nachgedacht, musste aber zugeben, dass sie aus diesen klaren Kategorien einen gewissen Trost bezog. Richtig war richtig, und falsch war falsch. Ihrer Erfahrung nach verlief zwischen Gut und Böse eine sehr deutliche Grenze.

Und Kade hatte ihre Frage immer noch nicht beantwortet.

Zu ihrer Verblüffung streckte er die Hand aus und strich mit den Fingern über ihre Wange, wo ihr eine zerzauste Haarsträhne ins Gesicht gefallen war. Sie wusste, dass sie diese ungebetene Berührung zurückweisen sollte, aber die Wärme seiner Liebkosung - so flüchtig sie auch war - fühlte sich zu gut an. „Sie können ehrlich mit mir sein, Alex. Sie können sich drauf verlassen, dass ich Ihnen nichts Böses will, was immer Sie mir erzählen.“

Oh Gott, am liebsten hätte sie ihm alles erzählt, sofort und auf der Stelle.

Sie kannte diesen Mann gar nicht, aber jetzt, als sie so in seine Augen sah und immer noch die Hitzespur seiner Berührung auf ihrer Haut spürte, wollte sie glauben, dass sie ihm wirklich vertrauen konnte. In einem Winkel ihres Herzens, in dem sie immer noch ein verängstigtes kleines Mädchen war, hoffte sie tatsächlich, dass er ihr helfen konnte, einige der Dämonen zu bannen, die sie fast schon ihr ganzes Leben lang verfolgten.

Sie hatte keine Ahnung, wie sie darauf kam, aber plötzlich wusste sie: Wenn sie ihm von den Monstern erzählte, die ihre Mom und ihren kleinen Bruder getötet hatten - dieselben Ungeheuer, die auch die Familie Toms getötet hatten, da war sie sich inzwischen ganz sicher -, würde Kade sie verstehen.

Ausgerechnet er würde ihr stärkster Verbündeter werden.

„Sie können es mir sagen“, sagte er, seine tiefe Stimme war so sanft und ermunternd. „Erzählen Sie mir von der Spur im Schnee. Sie wissen, wer oder was sie gemacht hat, nicht wahr, Alex? Sagen Sie's mir. Ich will Ihnen helfen, aber zuerst müssen Sie mir helfen.“

„Ich ...“ Alex schluckte schwer. Es kostete sie mehr Anstrengung, als sie erwartet hatte, den Mut zu finden. „Was ich gesehen habe ... es ist schwer, es auszusprechen ...“

„Ich weiß. Aber es ist okay, das verspreche ich Ihnen. Ich glaube Ihnen.“

Nervös holte sie Atem, und hatte plötzlich beißenden Zigarettenrauch und den Geruch von muffigen Kleidern in der Nase, er kam irgendwo ganz aus der Nähe. Kaum hatte sie ihn registriert, als sie auch schon Skeeter Arnold und ein paar seiner Kifferfreunde sah, die von der Bar zurück zum Hinterzimmer schlurften. Skeeter, ein Handy mit Totenkopfmotiv in der einen, ein Bier in der anderen Hand, hob im Vorbeigehen seine Flasche in Kades Richtung.

„Danke für die Bierchen, Mann. Das war echt anständig, Mann.“

Kade würdigte Skeeter kaum eines Blickes, aber Alex konnte ihren Abscheu kaum verbergen. Und das kam ihr gelegen, denn durch den Ekel, den sie vor Skeeter Arnold empfand, legte sich dieser vorübergehende Wahnsinn wieder.

Wie hatte sie nur denken können, dass sie diesem Fremden vertrauen konnte, der auf ihr spielte wie auf einem Instrument?

„Den scheinen Sie ja nicht sehr zu mögen“, sagte Kade, und Alex schauderte innerlich vor Abscheu.

Sie grunzte. „Wissen Sie, das Video, das Sie erwähnt haben - die Aufnahmen von der Familie Toms, die ins Netz gestellt wurden? Das ist der Perverse da gewesen.“

Kades Augen wurden schmal, als sie sich quer durch den Raum auf Skeeter fixierten. Sein Blick war mehr als nur intensiv - er war tödlich. Und als Alex ihm zusah, bemerkte sie, dass die verschlungenen Tattoos auf seinen Unterarmen, die unter den hoch geschobenen Ärmeln seines Hemdes hervorschauten, nicht die Hennafarbe hatten, an die sie sich erinnerte. Sie waren von einem tiefen Blauschwarz.

Nun, das war allerdings seltsam.

Vielleicht hatte sie ein Bier zu viel intus, wenn sie sah, wie sich die Farben seiner Tattoos veränderten. Oder vielleicht hatte sie sich falsch erinnert. Von seinem unerwarteten Anblick bei den Toms am Nachmittag war sie ziemlich überrumpelt gewesen, sie hatte ihn halb nackt gesehen, und er hatte einen unglaublichen Körper - da war es gut möglich, dass sie sich bei der Farbe seiner Tattoos geirrt hatte. Nur hatte sie noch nie in ihrem Leben so kunstvoll ausgeführte Tätowierungen gesehen, und das Bild, wie er sich seine Jeans zuknöpfte, als hätte sie ihn eben aus dem Bett geholt, hatte sich unauslöschlich in ihre Erinnerung eingebrannt.

Nachdem er Skeeter Arnold eine lange Minute mit Blicken durchbohrt hatte, sah Kade schließlich wieder zu Alex. „Den knöpfe ich mir später vor. Was Sie zu sagen haben, ist wichtiger.“

Alex wich einen Schritt zurück, sie spürte die Gefahr, die von dem Mann ausging, obwohl er immer noch im selben sanften Tonfall mit ihr redete wie zuvor. Aber etwas hatte sich verändert. Plötzlich hatte er etwas Drohendes an sich, das sie erschreckte.

Und Fakt blieb, dass er ihre Frage, ob er gut oder böse war, immer noch nicht beantwortet, hatte.

„Ich sollte jetzt besser gehen“, murmelte sie und wich einen weiteren Schritt zurück, und dann duckte sie sich schnell an ihm vorbei.

„Alex“, hörte sie ihn hinter sich rufen.

Aber sie ging weiter, schnitt durch den dichten Pulk um die Bar. Jetzt musste sie raus an die kalte Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen - und vielleicht half sie ja auch gegen ihre verstörende, instinktive körperliche Reaktion auf Kade.

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
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